Was tue ich nun, wenn bei mir die Diagnose Diabetes mellitus gestellt wurde? Sicherlich ist es am Anfang nicht einfach, eine chronische Krankheit zu akzeptieren. Diese zu verleugnen, wäre aber die schlechteste aller Möglichkeiten. Machen Sie sich bewusst, dass Sie selbst den größten Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben.
Gleich zu Beginn des Diabetes ist es für Sie wichtig, an einer strukturierten Diabetikerschulung teilzunehmen. Hier erlernen Sie alles, was Sie für ein Leben mit Diabetes wissen und beachten sollten, um auf Dauer trotz Diabetes ein nahezu normales Leben führen zu können.
Das moderne Konzept solcher Schulungskurse für Menschen mit Diabetes mellitus zielt darauf ab, dass der Einzelne stark gemacht wird, sein Leben mit Diabetes selbst aktiv zu regeln. Dadurch wird von Ihnen heute natürlich auch mehr Eigeninitiative und Eigenverantwortung erwartet als früher. Denn nur mit Ihrer Mitarbeit wird eine gute Stoffwechseleinstellung langfristig erfolgreich möglich sein.
Teilen Sie Ihrem Behandlungsteam (Arzt, Diabetesberaterin und Diätassistentin) Ihre Wünsche, Ziele und Erwartungen mit, die Sie bezüglich Ihrer Diabeteseinstellung im Alltag haben. Nur dann kann Ihr Behandlungsteam mit Ihnen gemeinsam auch das richtige Therapiekonzept auswählen. Mit den heutigen modernen Behandlungsmethoden können Sie körperlich und geistig genauso leistungsfähig sein wie jeder andere auch.
Informieren Sie sich so weit wie möglich über Diabetes mellitus. Informiert sein und die Motivation, den richtigen und sicheren Umgang mit der Erkrankung gefunden zu haben, gibt Ihnen mehr Selbstwertgefühl und Lebensfreude.
Wenn dann doch irgendwann negative Emotionen und Gefühle bei Ihnen aufkommen, suchen Sie das Gespräch mit anderen, den Erfahrungsaustausch. Die Möglichkeit haben Sie z. B. in den Schulungskursen oder auch in Selbsthilfegruppen. Die Erkenntnis, dass andere in der gleichen Situation sind wie Sie vielleicht auch die gleichen Probleme haben wird Ihnen sicher helfen.
Der Gesundheits-Pass Diabetes ist ein persönlicher Diabetes-„Ausweis“ mit allen wichtigen Informationen zu Ihrer Zuckerkrankheit, z.B die Ergebnisse Ihrer Untersuchungen. Sie sollten den Pass immer mit sich führen, damit Sie jederzeit – z.B. auch bei einem Krankenhausaufenthalt – die wichtigsten Daten immer griffbereit haben.
Den Gesundheitspass Diabetes erhalten Sie bei Diabetesschulungen in Praxen und Kliniken. Sie können ihn aber auch direkt bestellen beim Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz, Tel. 0 61 31 / 9 60 70 28.
Die heutige Diabetesbehandlung hat entscheidend zu einer besseren Integration der Menschen mit Diabetes mellitus in den Alltag beigetragen. Andererseits können Diabetiker nicht in allen Belangen wie andere Menschen leben. Wenn jemand täglich an die richtige Ernährung, Tabletten oder Insulin sowie Blutzuckermessungen zu denken hat, dann ist das kein „normales Leben“ im üblichen Sinn.
In vielen Haushalten hat es sich vorteilhaft eingebürgert, dass die ganze Familie mehr Wert auf eine gesunde und vollwertige Ernährung legt. Somit ist es für den Diabetiker einfacher, sich an seine Vorgaben zu halten. Für alle Kinder von Typ-2-Diabetikern gilt, dass sie auf keinen Fall übergewichtig werden dürfen. Übergewicht fördert auch im Kindesalter den Ausbruch von Diabetes.
Der nichtdiabetische Partner sollte grundsätzlich über Diabetes und die damit verbundenen Besonderheiten Bescheid wissen. Am besten nimmt er ebenfalls an einer Diabetikerschulung teil. Der Partner muss außerdem unbedingt wissen, was bei einer Unter- und Überzuckerung zu tun ist. Bei der Familienplanung sollte er über eine mögliche Diabeteserkrankung der Kinder, als auch über die etwaigen Risiken während einer Schwangerschaft informiert sein.
Die Beratung über die Berufsausübung sollte für jeden Diabetiker, speziell für junge Patienten, individuell und in enger Zusammenarbeit mit einem diabetologisch besonders erfahrenen Arzt erfolgen. Einschränkungen können sich allerdings bei Insulin spritzenden Diabetikern ergeben. Dabei geht es vor allem um das Problem plötzlich auftretender Unterzuckerungen mit einer möglichen Einschränkung des Bewusstseins. Berufe und Tätigkeiten, bei denen eine Gefährdung des Diabetikers selbst oder von anderen Personen durch solche Hypoglykämien nicht ausgeschlossen ist, können und sollen von Diabetikern nicht ausgeübt werden. Beispiele dafür sind
Die regelmäßige Selbstkontrolle ist für jede Diabetesbehandlung unverzichtbar, denn ohne regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers ist eine gute Diabeteseinstellung nicht möglich. Mit der Selbstkontrolle können Sie viele Dinge im Alltag selbst regeln und mit Ihrem Arzt notwendige Therapieveränderungen wesentlich genauer festlegen.
Wenn es Ihr Ziel ist, sich trotz Diabetes mellitus wohl zu fühlen, leistungsfähig zu sein und Folgeschäden vorzubeugen, dann brauchen Sie eine beständig gute Stoffwechseleinstellung mit Blutzuckerwerten nahe an oder in der Norm. Allerdings müssen Sie Ihre Messungen aufzeichnen, z.B. mit Hilfe eines Diabetiker-Tagebuches, sonst können Sie keinen gezielten Rat erwarten.
Die Harnzuckertestung hat heute nur noch im Ausnahmefällen ihre Berechtigung: beispielsweise bei älteren Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, eine Blutzuckermessung durchzuführen. Allerdings bilden sich Folgeschäden der Niere durch Diabetes mellitus bereits unterhalb der Nachweisgrenze von Zucker im Urin - also bereits bei niedrigeren Blutzuckerwerten als 160–180 mg/dl. Außerdem werden bei der Messung des Harnzuckers Unterzuckerungen nicht erkannt.
Die Azetonbestimmung im Urin ist in bestimmten Situationen notwendig, z.B. bei mehrfach auftretenden Blutzuckerwerten von über 250 mg/dl, bei erhöhter Harnzuckerausscheidung und bei drohendem diabetischem Koma.
Wenn Sie ihren Blutzucker selber messen, sollten Sie einige allgemeine Dinge wissen. Außerdem beachten Sie bitte die Gebrauchsanleitung Ihres Blutzucker-Messystems.
Mittlerweile ist eine Vielzahl von Blutzuckermessgeräten auf dem Markt. Dabei liegt die Messgenauigkeit guter Blutzuckermessgeräte bei 10-15 % Abweichung zum Laborblutzucker. Überprüfen Sie regelmäßig die Genauigkeit Ihres Messgerätes durch eine Parallelmessung mit einem Laborgerät. Bei falscher Handhabung oder unter extremen Bedingungen, wie z. B. sehr niedrigen oder hohen Temperaturen, hoher Luftfeuchtigkeit oder Messung in großen Höhen kann es zu Fehlmessungen kommen. Viele Blutzuckermessgeräte haben heute Speichermöglichkeiten für die gemessenen Blutzuckerwerte, Datum und Uhrzeit, evtl. BE-Menge, Insulindosierung und besondere „Events“ (Vorkommnisse).
Um einen Überblick über die gemessenen Blut- oder Harnzuckerwerte zu erhalten, ist es angebracht, alle Selbstmessungen in einem kleinen Protokollbuch („Diabetiker-Tagebuch“) festzuhalten. Wichtig ist neben den Eintragungen des Körpergewichts, Harnzucker- bzw. Blutzuckermessergebnissen und Diätveränderungen die Rubrik „Bemerkungen“. Alles, was von Ihrem „Alltagsleben“ abweicht, können und sollten Sie niederschreiben: Unterzuckerungen mit Uhrzeit, zusätzlich gegessene BEs, Besonderheiten in der Ernährung, Fahrradtouren, Sport, Ärger, Aufregung – all diese Dinge können Änderungen der Blut- und Harnzuckerwerte erklären.
Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Hersteller von Blutzucker-Messgeräten, die ein „Online-Tagebuch“ anbieten. Somit können die Werte jederzeit über das Internet abgerufen werden. Die Eingabe der Werte für den Blutzucker, die BEs und die Insulineinheiten erfolgt dabei z.B. Online, per SMS oder durch automatisches Auslesen des Blutzuckermeßgeräts mittels einer speziellen Übertragungssoftware.
Bei vielen Leuten führen die Füße ein bedauerliches „Stiefkinddasein“. Gerade aber für Diabetiker spielt die sorgfältige Fußinspektion und -pflege eine wichtige Rolle, da aus jeder kleinen Verletzung ein Geschwür (Ulcus) oder Entzündungsherd entstehen kann. Diabetiker mit Gefühlsstörungen an den Füßen bemerken diese Verletzungen häufig erst spät oder gar nicht. Viele Amputationen bei Diabetikern könnten aber durch eine sorgfältige Beobachtung und Behandlung der Füße vermieden werden.
Bei ausgedehnten Wanderungen, Bergsteigen oder sonstigen sportlichen Betätigungen kann es schnell zu Blasen oder Druckstellen an den Füßen kommen. Das Gleiche kann aber auch bei einem Besuch im Theater oder einer Tanzveranstaltung passieren.
Sollten Sie zu dem Personenkreis gehören, der berufsbedingt zum Tragen von speziellem Schuhwerk, z. B. Gummistiefeln, Gummischuhen oder festen Lederschuhen, verpflichtet ist, gehört die Inspektion der Füße durch den Arzt zu den regelmäßig erforderlichen Untersuchungen.
Besonders sportlich aktive Diabetiker sollten ihre Füße immer auf Verletzungen (Risse oder Blasen) untersuchen, um spätere Komplikationen zu vermeiden.
Hier einige Tipps, worauf Sie als Diabetiker bei der täglichen Fußpflege achten sollten:
Wegen möglicher begleitender Nerven- und damit Gefühlsstörungen sind die Füße von Diabetikern stärker verletzungsgefährdet. Hier die wichtigsten Tipps, wie Sie Verletzungen vermeiden können:
Bei Diabetikern geht es nicht nur darum, den Blutzuckerhaushalt mittels körperlicher Bewegung günstig zu beeinflussen. Körperliche Aktivität vermittelt auch ein positives Lebensgefühl, denn Sport macht Spaß, hilft Stress abzubauen und hat einen positiven Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel.
Körperliche Anstrengung ist aber nicht „nur“ Sport. Auch Gartenarbeit, Gymnastik oder Hausarbeit ist Muskelarbeit, die sich positiv auf den Stoffwechsel bei Diabetes auswirkt.
Diese positiven Effekte erzielen Sie aber nur dann, wenn Sie Sport regelmäßig, d. h. mehrmals wöchentlich (mindestens 2- bis 3-mal pro Woche) und für mindestens 20-30 Minuten durchführen. Dauer und Intensität sollten Sie allmählich steigern.
Bevor Sie mit einer Sportart beginnen, sollten Sie sich auf jeden Fall vorher bei Ihrem Arzt einem Gesundheits-Check unterziehen. Dabei sollten Sie abklären, ob es gesundheitliche Einschränkungen für Sie gibt und welche körperliche Belastungen für Sie unbedenklich sind.
Geeignet sind vor allem Sportarten, die das Herz-Kreislauf-System sowie die Lungen in Anspruch nehmen. Geländelauf ist das Paradebeispiel dafür. Ebenfalls zu empfehlen sind Ausdauersportarten wie z. B. Rad fahren, Wandern, Schwimmen, Skilanglauf, Joggen.
Weniger geeignete Sportarten sind z. B. Motorsport, Tauchen, Gleitschirmfliegen, Gletschertouren, bei denen Sie sich und andere im Falle einer Unterzuckerung gefährden. Aber Sie sollten selbst entscheiden, ob Sie solche Sportarten wählen.
Verwendete Quellen:
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