Fatigue beschreibt eine Reihe von Symptomen wie Antriebslosigkeit, Ermüdung, Mattigkeit, Schwäche und chronische Erschöpfung, welche die Lebensqualität der Krebspatienten erheblich einschränken können. Während sich Müdigkeit beim Gesunden mit ausreichend Schlaf "kurieren" lässt, ist Fatigue oft eine unliebsame und dauerhafte Begleiterscheinung der Krebserkrankung. Vom Fatigue-Syndrom betroffene Patienten leiden den ganzen Tag über gleichermaßen an Müdigkeitserscheinungen, die sich mit Ruhe- und Schlafpausen nicht beheben lassen. Aus Patientensicht ist die Einschränkung durch Fatigue-Symptome oft gravierender als durch Schmerzen.
Fatigue kann durch die Krebserkrankung selbst, aber auch durch die notwendige Krebstherapie hervorgerufen werden. Zu den krankheitsbedingten Ursachen des Fatigue-Symdroms zählt zum Beispiel die Anämie (Blutarmut, Abnahme der roten Blutkörperchen). Anämie reduziert die Leistungsfähigkeit aufgrund der verminderten Sauerstoffversorgung des Organismus. Auch Fieber, Infektionen, Schmerzen, Nährstoffmangel, Tumorwachstum können zu Fatigue führen.
Einfluss auf die Befindlichkeit haben auch die unterschiedlichen Krebstherapien. Sowohl operative Eingriffe, Chemotherapie, Strahlentherapie als auch Immuntherapie sind mögliche Fatigue-Ursachen, besonders bei kombinierter Verabreichung. Die Erschöpfungszustände sind jedoch zum Beispiel auch von der Zusammensetzung und der Intensität der Chemotherapie, von der Größe der bestrahlten Hautfläche, der Häufigkeit der Anwendungen und dem Lebensalter des Patienten abhängig. Patienten mit bösartigen Blutkrankheiten sind noch stärker als andere Tumorkranke vom Auftreten von Fatigue betroffen.
Zudem spielen die psychische Verfassung und das Ausmaß von Angst und Depression sowie die soziale Situation der Krebspatienten (bezogen auf Beruf, Familie, Finanzen usw.) eine wesentliche Rolle bei Fatigue.
Häufig wird empfohlen, sich bei Fatigue möglichst viel Ruhe zu gönnen. Studien in den USA und in Deutschland zeigten jedoch, dass bei einem bestimmten Prozentsatz der Untersuchten ein aufbauendes Ausdauertraining sowohl das Ausmaß an Fatigue-Symptomen verringern als auch das psychische Befinden deutlich verbessern kann. Der regelmäßige Wechsel zwischen Übungs- und Erholungsphasen scheint die günstigsten Ergebnisse zu erzielen.
Daher gilt für Fatigue-Betroffene: So viel Ruhe wie nötig, so viel körperliche Aktivität wie möglich!
Um den Körper nicht über Gebühr zu strapazieren, ist es wichtig, dass der Krebspatient zum einen seine Kräfte einteilt und zum anderen neue Energie sammelt. Es empfiehlt sich, zu beobachten, zu welchen Tageszeiten man sich mehr oder weniger leistungsfähig fühlt, um mit diesen Erfahrungen den Tagesablauf besser zu planen. Genauso wichtig ist es für Fatigue-Betroffene, ein persönliches Gleichgewicht zwischen ruhigen und aktiven Phasen zu finden. Gewisse Arbeiten fallen leichter, wenn man sie etappenweise und mit Pausen ausführt.
Neben der Notwendigkeit des erholsamen Schlafes ist eine angepasste Ernährungsweise wichtig, um wieder zu Kräften zu kommen. Viele Krebspatienten leiden neben Appetitmangel auch unter Entzündungen der äußeren Mundregion oder übermäßiger Mundtrockenheit. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Artikel "Krebs und Ernährung".
Krankheit und Therapie verlangen dem Krebspatienten sehr viel Kraft ab. Entspannung sowie Ablenkung von ihrem Leiden mit allen Begleiterscheinungen sind daher für die Psyche und das Allgemeinbefinden des Krebspatienten ungeheuer wichtig. Im Krankenhaus bzw. der Rehabilitationsklinik gibt das Pflegepersonal gerne Auskunft über Freizeitangebote, die je nach Einrichtung Bibliotheken, Spiel- und Hobbyräume sowie auf individuelle Bedürfnisse abgestimmte Sportprogramme beinhalten.
Zu Hause sollten Patienten unter Berücksichtigung ihrer körperlichen Fitness mit Verwandten und Bekannten Termine für gemeinsame Unternehmungen reservieren, evtl. Kursangebote im künstlerisch-kreativen Bereich wahrnehmen oder sich privat einem Hobby widmen. Personen, die empfindlich unter Fatigue leiden, werden sicherlich körperliche Anstrengung meiden. Wenn möglich, sollten Sie jedoch in ihren aktiven Zeiten versuchen, kleine Spaziergänge in frischer Luft zu machen.
Hilfreich können auch Gespräche mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe sein; psychologische Interventionen im Sinne einer unterstützenden Therapie werden während der Rehabilitation, aber auch in speziellen Krebsberatungsstellen oder durch niedergelassene Psychotherapeuten angeboten.
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