DaVinci-Operation


Eine DaVinci-Operation ist ein roboterassistiertes chirurgisches Verfahren bei urologischen und gynäkologischen Eingriffen. Die Technologie ist noch recht jung, aber sehr vielversprechend. Der Operateur steuert von einer Konsole aus millimetergenau instrumentenbestückte Roboterarme, die minimal-invasiv sehr viel präziser arbeiten können als Menschen.

DaVinci-Operation
Laparoskopischer Operationsroboter

Da die Technologie sehr teuer ist, kommt sie trotz der ausgezeichneten Anwendungsmöglichkeiten nicht allzu häufig zum Einsatz.

Vorstellung des DaVinci-Verfahrens

Wie bei konventionellen Bauchspiegelungseingriffen (Laparoskopie) werden auch bei der DaVinci-Technik die Instrumente über kleine Hülsen, die etwa den Durchmesser eines Füllfederhalters haben, in den Bauchraum eingebracht. Der sogenannte große Bauchschnitt ist damit nicht mehr notwendig.

Bei der Laparoskopie ist ein Roboter, der sog. „da Vinci“ (Firma Intuitive Surgical, Sunnyvale, California, USA) behilflich. Der Name „Robot“ ist eigentlich fehlerhaft und irreführend, da dieser die selbstständige Funktion des Systems impliziert. Beim „da Vinci“-Roboter handelt es sich um ein sog. „Master-Slave“-System, bestehend aus einer Konsole („Master“) und dem damit elektronisch verbundenen Roboter („Slave“).

Der Chirurg sitzt unsteril an der Konsole und steuert über Manipulatoren die Roboterinstrumente und die Kamera, die über die Roboterarme bewegt werden. Ein Operationsassistent und die Instrumentierschwester sitzen steril am Patienten.

Vorteile der DaVinci-Technologie

Darüber hinaus bietet die DaVinci-Operation mehrere Vorteile gegenüber der konventionellen Laparoskopie:

Im Gegensatz zur konventionellen offenen und Schlüssellochchirurgie, in der die Instrumente starr sind, können beim DaVinci-System die Instrumente ähnlich einem Handgelenk bewegt werden und erzielen somit 7 Bewegungsfreiheitsgrade.

Die Bewegungen des Operateurs können zudem skaliert werden, so dass sich große Handbewegungen des Operateurs in kleinen Bewegungen am Roboter übersetzen lassen. Zusätzlich wird ein Zittern des Operateurs durch den Roboter herausgefiltert, so dass exakte Bewegungen ausgeführt werden können.

Der Arzt hat das Operationsfeld dreidimensional mit bis zu zehnfacher Vergrößerung (stufenlose Einstellung) vor Augen. Er sieht feinste Strukturen und kann so besonders gewebeschonend und mit sehr geringem Blutverlust arbeiten.

Im Gegensatz zur laparoskopischen Operation befindet sich bei der DaVinci-Operation das Operationsgebiet in Blickrichtung des Operateurs, was die räumliche Orientierung deutlich erleichtert.

Die Vorteile des DaVinci-Systems liegen aus oben genannten Gründen vor allem bei komplexen, rekonstruktiven Operationen in engen Räumen. Weitere Vorteile des Systems liegen bei der Operation über einen Zugangsweg (single port surgery), bei navigierten Operationen (in Kopplung mit radiologischer Bildgebung wie MRT, CT und Ultraschall) und in der simulierten Operation zur Ausbildung und Verkürzung der Lernkurve.

Nicht zuletzt ist die bequem sitzende Haltung des Chirurgen an der Konsole, die ein ergonomisches und nicht anstrengendes Arbeiten ermöglicht, insbesondere bei längeren Eingriffen von Vorteil.

Diese technischen Innovationen des „da Vinci“-Roboters haben dazu beigetragen, dass die roboterassistierte minimalinvasive Chirurgie, insbesondere bei rekonstruktiven Eingriffen (d.h. solche, die eine naturgetreue Wiederherstellung der Funktion erforderlich machen), in der Urologie eine rapide weltweite Verbreitung fand.

Einsatz eines DaVinci-Robotersystems
Einsatz eines DaVinci-Robotersystems – Im Hintergrund sitzt der Chirurg an der Konsole

Arztsuche

Geschichte und Verbreitung der DaVinci-Operation

Ursprünglich für die Herzchirurgie entwickelt, hat sich das System durch den Einsatz in der Urologie etabliert und ausgebreitet. Das System wird jedoch auch bei gynäkologischen Eingriffen, in der Allgemein- und Herzchirurgie eingesetzt. Die erste Operation bei Prostatakrebs wurde 2000 in Deutschland durchgeführt, seitdem steigen die Eingriffszahlen kontinuierlich.

In den USA gehört die DaVinci-Technik schon zum OP-Alltag vieler Krankenhäuser. So werden dort mehr als die Hälfte der Prostatakrebs-Operationen mit diesem System ausgeführt. In Europa und Deutschland gibt es auf Grund der hohen Anschaffungs- und Betriebskosten weniger urologisch genutzte Systeme.

Einsatzgebiete der DaVinci-Operation

Neben der routinemäßig durchgeführten Entfernung des Prostatakrebses werden am Klinikum in Straubing auch Blasen– und Nierenkrebs-Operationen mit dem DaVinci-System durchgeführt. Auch komplexe Operationen zur Behandlung der Inkontinenz der Frau und angeborene Nierenfehlbildungen werden erfolgreich damit durchgeführt.

Fazit zur DaVinci-Operation

Das Spektrum der möglichen Therapieindikationen und die Anwendbarkeit des Systems wachsen mit zunehmender Erfahrung. Obwohl eine flächendeckende Verbreitung der Systeme mit der Zeit stattfinden wird, muss die mit jeder neuen Methode verbundene Lernkurve und noch fehlende Erfahrung berücksichtigt werden. Die angewandte Technik kann nur so gut sein wie die Expertise des durchführenden Chirurgen.

Es ist naheliegend, dass nach lediglich 10-jähriger Erfahrung mit dem System bislang nur großvolumige Zentren Daten zu den Ergebnissen der roboterassistierten Chirurgie publiziert haben, Langzeitdaten fehlen noch gänzlich. Die Ergebnisse der „da Vinci“-Chirurgie müssen sich mit denen von bereits seit Jahrzehnten bestehenden Methoden messen.

In naher Zukunft ist keine abschließende Bewertung der roboterassistierten Chirurgie im Vergleich zu den bereits etablierten chirurgischen Methoden zu erwarten. Die weitere Etablierung des DaVinci-Systems ist jedoch trotz hoher Kosten zu erwarten.

Autor:
Dr. med. Christian Gilfrich
Dr. med. Rolf Gillitzer