Verschlossene Eileiter


Verschlossene Eileiter sind zumeist Folge einer Unterleibsentzündung (aufsteigende Infektion). Sie können der Grund für unerfüllten Kinderwunsch sein. Mit der Operation der verschlossenen Eileiter werden die Chancen einer künstlichen Befruchtung erhöht.

Wie entstehen verschlossene Eileiter?

Krankhafte Befunde an den Eileitern sind für ca. 14 Prozent der Sterilitätsfälle verantwortlich. Der Verschluss oder die hochgradige Enge sowie ausgedehnte Verwachsungen um die Eileiter sind in aller Regel Folge einer Unterleibsentzündung (aufsteigende Infektion). Nicht jede Genitalentzündung führt allerdings zu einer Eileitermitbeteiligung und nicht jede Eileiterentzündung frührt direkt zum Eileiterverschluss. Frauen mit häufigen Entzündungen haben aber ein deutlich erhöhtes Risiko für verschlossene Eileiter.

Eine durch Veränderungen am Eileiter bedingte Kinderlosigkeit wird als tubare Sterilität bezeichnet. Die bevorzugten Stellen, an denen der Eileiter durch die Entzündung geschädigt wird, sind der Abgang aus der Gebärmutter sowie das dem Eierstock zugewandte fingerförmige Tubenende (Fimbrien).

Eileiterverschluss am Abgang aus der Gebärmutter
Eileiterverschluss am Abgang aus der Gebärmutter (siehe Pfeil)

Wie werden verschlossene Eileiter diagnostiziert?

Am zuverlässigsten feststellen lässt sich der Tubenverschluss über die Bauchspiegelung. Hochgradige Verdachtsmomente kann man zudem auch aus der Röntgenuntersuchung der Eileiter (Hysterosalpingographie) erhalten.

Wie sind die Erfolgsaussichten bei Operationen an verschlossenen Eileitern?

Die Erfolgsaussichten einer Eileiteroperation hängen davon ab, wie stark die Tuben vorgeschädigt sind. Bei der Rückgängigmachung von Eileiterunterbindungen (Refertilisierungsoperation nach Sterilisation) werden die höchsten Schwangerschaftsraten erzielt. Je nach Alter und verbleibender Eileiterlänge nach dem Aneinandernähen erreichen 60 bis 80 Prozent der operierten Patienten später eine Schwangerschaft. Aber nicht jeder Fall ist operabel.

Die Operation eines endständigen Eileiterverschlusses (an dem dem Eierstock zugewandten Ende) kann über eine Bauchspiegelung erfolgen. Als ungefährer Anhaltspunkt kann gelten: Ca. ein Drittel der operierten Frauen wird danach schwanger; ein Drittel dieser Schwangerschaften sind aber Eileiterschwangerschaften.

Operation eines endständigen Eileiterverschlusses (Verschlossene Eileiter an dem Ende, das zum Eierstock führt)
Operation eines endständigen Eileiterverschlusses (Verschluss an dem Ende, das zum Eierstock führt)

Wieso ist das Risiko für Eileiterschwangerschaften nach einer Eileiteroperation erhöht?

Generell ist nach Eileiteroperationen das Risiko der Eileiterschwangerschaft höher als in der Normalbevölkerung ohne Tubenschaden. Der Grund dafür ist, dass durch die Operation zwar ein Organ in seiner Durchgängigkeit wiederhergestellt wird, aber die durch die Entzündung bedingten Veränderungen in der Eileiterwand nicht behoben werden.

Es ist ein Trugschluss, dass nach einer extrakorporalen Befruchtung keine Eileiterschwangerschaften auftreten. Es ist möglich, dass die in die Gebärmutter zurückgesetzten Embryonen in den Eileiter aufsteigen und dort zu einer Eileiterschwangerschaft führen können. Eine solche Schwangerschaft kann nicht ausgetragen werden. Es kommt bei nicht rechtzeitigem ärztlichen Eingreifen zu einem Platzen des Eileiters (Tubarruptur) und zu einer unter Umständen lebensbedrohlichen Blutung in den Bauchraum. Bei guter Überwachung und frühzeitiger Diagnosestellung ist diese Gefahr aber deutlich reduziert.

Wann ist eine Eileiteroperation angeraten?

Seit der nahezu flächendeckenden Verfügbarkeit der künstlichen Befruchtung ist die Zahl der Eileiteroperationen zurückgegangen. Operationen durch Bauchspiegelung haben aber auch weiter ihren Stellenwert. Ausreichend gute Studien, die die Ergebnisse der Eileiteroperation und der künstlichen Befruchtung vergleichen, gibt es nicht. Es gibt keine harten Daten, um die Chancen zu kalkulieren: Realistisch sind maximal 5 bis 10 Prozent Schwangerschaftschance pro Monat. Die Beratung muss sich primär am Alter der Frau und der zumutbaren Wartezeit orientieren. Bei unklarer Datenlage ist es absolut korrekt, dass im Wesentlichen der aufgeklärte Patient nach seinen Vorstellungen und Vorlieben entscheidet.

Arztsuche

Aber eins ist zu bedenken:

Verschlossene Eileiter senken bei der künstlichen Befruchtung die Schwangerschaftschancen. Durch die operative Eileiterentfernung (über Bauchspiegelung) werden die Chancen bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) erhöht. Ob die Eröffnung des endständigen Tubenverschlusses ähnlich günstig wirkt, ist nicht sicher zu beantworten. Dazu finden sich keine guten Studien.

Ebenso wenig kann man eine Empfehlung geben, ob man bei Frauen mit gebärmutternahem Verschluss die Eileiter vor der IVF operieren soll. Aber auch die Eileiterentfernung ist kein 100-prozentiger Schutz vor Eileiterschwangerschaften. Sie führt nicht zum Rückgang der Eileiterschwangerschaftsrate bei In-vitro-Fertilisation.

Beim gebärmutternahen Eileiterverschluss kann man sich über die Eileiterkatheterisierung Klarheit verschaffen, ob ein unüberwindbares Passagehindernis vorliegt. Durch die Gebärmutter wird mit einem kleinen Katheter oder mit einem optischen System (Falloposkop) in den Eileiter eingegangen. Es kann dann festgestellt werden, ob wirklich ein kompletter Verschluss vorliegt.

Verwendete Quellen:

  • Scheidel P, De Cherney AH, Hepp H: Operative Techniken der Reproduktionsmedizin. Urban & Schwarzenberg (1990)
  • Johnson NP,Mak W, Sowter MC. Surgical treatment for tubal disease in women due to undergo in vitro fertilisation (Cochrane Review). Cochrane Database of Systematic Reviews 2004, Issue 3. Art. No.: CD002125

Autoren:
Prof. Dr. med. Karl Sterzik
Dr. med. Erwin Strehler
Prof. Dr. med. Rainer Wiedemann
Dr. med. Petra-Ilona Wiedemann