Niereninsuffizienz


Bei einer Niereninsuffizienz – auch Nierenversagen oder Nierenfunktionsstörung genannt – handelt es sich um eine Unterfunktion einer oder beider Nieren. Unterschieden wird dabei zwischen einer plötzlich auftretenden, akuten Niereninsuffizienz und einer sich über einen längeren Zeitraum verschlimmernden, chronischen Niereninsuffizienz. Während sich akutes Nierenversagen in der Regel durch eine fehlende Harnproduktion äußert, verläuft chronisches Nierenversagen im Anfangsstadium meist ohne Symptome.

Definition: Was ist eine Niereninsuffizienz?

Als Niereninsuffizienz oder auch Nierenversagen bzw. Nierenfunktionsstörung wird eine Unterfunktion einer oder beider Nieren bezeichnet. Die Nieren sind dann nicht mehr bzw. nur noch eingeschränkt in der Lage, durch die Bildung von Urin Stoffwechselprodukte und Giftstoffe über die Harnwege aus dem Körper auszuscheiden. In der Folge sammeln sich diese Stoffe im Organismus und führen zu einer Vergiftung und Überwässerung des Körpers.

Anatomie der Niere
© Michael Hoffmann

Formen der Niereninsuffizienz

Beim Nierenversagen wird zwischen zwei Formen unterschieden:

  • Die akute Niereninsuffizienz tritt sehr plötzlich im Laufe von Stunden bis Tagen auf und ist durch eine rasche Abnahme der Nierenfunktion gekennzeichnet. Die Nieren können ihre Aufgaben nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr wahrnehmen, was sich in der Regel durch eine verminderte oder fehlende Harnproduktion äußert. Eine akutes Nierenversagen ist in der Regel nach einer ausreichenden Behandlung reversibel, also rückgängig zu machen.
  • Bei einer chronischen Niereninsuffizienz lässt die Nierenfunktion allmählich über einen längeren Zeitraum von Monaten bis Jahren immer mehr nach, bis die Nieren ihre Funktion komplett einstellen. Ein solches chronisches Nierenversagen verläuft im Anfangsstadium meist ohne Symptome und ist in der Regel irreversibel, also nicht rückgängig zu machen.

Häufigkeit der Niereninsuffizienz

Etwa 16.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr eine terminale Niereninsuffizienz, also ein dauerhaftes Versagen der Nierenfunktion. Insgesamt gab es im Jahr 2003 in Deutschland etwa 78.000 Patienten mit einer behandlungsbedürftigen Nierenfunktionsstörung. Männer sind dabei etwa 1,3 mal häufiger betroffen als Frauen. Die Betroffenen sind durchschnittlich 64 bis 69 Jahre alt.

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Ursachen für eine Nierenversagen

Die Ursachen sind vielfältig und unterscheiden sich bei den beiden Formen einer Nierenfunktionsstörung. So wird eine akute Niereninsuffizienz meist durch eine plötzliche Mangeldurchblutung der Nieren, bedingt durch einen plötzlichen Blutverlust, einen jähen Blutdruckabfall oder einen Kreislaufschock, etwa bei einem schweren Unfall oder einer Operation, verursacht. Auch Vergiftungen oder Schädigungen des Nierengewebes, etwa durch Medikamente, Pilze oder Röntgenkontrastmittel, können eine akute Niereninsuffizienz zur Folge haben. Weitere mögliche Ursachen sind eine Abflussstörung im Harntrakt, bedingt durch Nierensteine, Blasensteine oder Harnsteine, Tumore oder eine vergrößerte Prostata.

Die chronische Niereninsuffizienz ist in etwa 28 Prozent der Fälle auf eine diabetische Nephropathie, also eine Schädigung der Nieren durch Diabetes mellitus, und in etwa 31 Prozent der Fälle auf Entzündungen in den Nieren zurückzuführen. Außerdem kann eine chronische Nierenfunktionsstörung auch durch Erkrankungen der Blutgefäße der Nieren, Zystennieren, Bluthochdruck oder die regelmäßige Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln hervorgerufen werden.

Symptome einer Niereninsuffizienz

Eine Niereninsuffizienz geht mit einer Vielzahl charakteristischer Symptome und Folgeerkrankungen einher, da Stoffwechselprodukte und Giftstoffe aufgrund der eingeschränkten Nierenfunktion nicht mehr aus dem Körper ausgeschieden werden und es deshalb zu einer Vergiftung des Körpers kommt. Das Leitsymptom einer akuten Nierenfunktionsstörung ist dabei eine fehlende bzw. eingeschränkte Harnproduktion, während ein chronisches Nierenversagen im Anfangsstadium meist ohne Symptome verläuft. Schreitet eine Niereninsuffizienz voran, führt dies unter anderem zu den folgenden Symptomen:

  • erhöhte Konzentration von Stoffwechselprodukten wie Kreatinin, Harnstoff und Harnsäure im Blut
  • Überwässerung des Körpers mit Wassereinlagerungen (Ödemen) in der Lunge oder den Beinen
  • unspezifische Symptome wie Konzentrationsschwäche, verminderte Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen
  • Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Herzbeutelentzündung
  • Knochenschmerzen und Knochenbrüche
  • Bluthochdruck
  • Blutarmut
  • Luftnot und Hyperventilation
  • Krampfanfälle wie Wadenkrämpfe

Diagnose einer Niereninsuffizienz

Zur Diagnose einer Nierenfunktionsstörung wird neben einem Anamnesegespräch zunächst eine körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der der Arzt unter anderem den Blutdruck und den Puls misst, das Herz und die Lunge mit dem Stethoskop abhört und den Körper nach Flüssigkeitseinlagerungen (Ödemen) untersucht. Im Rahmen einer Blutuntersuchung werden anschließend die Nierenwerte im Blut bestimmt. Hierzu gehört insbesondere die Bestimmung der Retentionswerte Kreatinin und Harnstoff.

Zur weiteren Absicherung der Diagnose und zur Abklärung der Ursachen bietet sich eine Urinuntersuchung an. Außerdem können die Nieren im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung sichtbar gemacht und beurteilt werden. Auch eine Nierenbiopsie, bei der unter örtlicher Betäubung eine Gewebeprobe aus der Niere entnommen wird, kann zur Diagnose und Abklärung durchgeführt werden.

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Therapie von akutem Nierenversagen

Die Behandlung einer akuten Nierenfunktionsstörung besteht zum einen darin, die ursächliche Grunderkrankung zu therapieren. Zum anderen erfolgt eine symptomatische Therapie zur Linderung der Beschwerden, bestehend aus einer proteinarmen und kochsalzarmen Diät, einer bilanzierten Flüssigkeitszufuhr und einer der Nierenfunktion angepassten Medikamentengabe. Im fortgeschrittenen Stadium eines akuten Nierenversagens kann auch eine Dialyse (künstliche Blutwäsche) notwendig werden.

Hämodialyse-Maschine
Dialyseplatz für die Hämodialyse

Therapie einer chronischen Niereninsuffizienz

Beim chronischen Nierenversagen steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund. Hierzu gehören unter anderem die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck, die richtige Einstellung der Blutzuckerwerte und ggf. die Behandlung von Harnwegsinfekten. Zudem gilt es, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, etwa mit entsprechenden Medikamenten oder einer Änderung der Lebensweise. Im Endstadium der Niereninsuffizienz, wenn die Niere nicht mehr funktionsfähig ist, muss sich der Patient regelmäßig einer Dialyse (künstlichen Blutwäsche) unterziehen. Im schlimmsten Fall kann sogar eine Nierentransplantation notwendig werden.