Analkarzinom (Analkrebs)


Das Analkarzinom – auch Analkrebs oder Afterkrebs genannt – ist eine bösartige Geschwulst am After und kommt sehr selten vor: Pro Jahr wird unter 100.000 Einwohnern etwa ein Analkarzinom neu diagnostiziert. Die Heilungschancen liegen je nach Tumorstadium bei Diagnosestellung zwischen 50 und 100 % und sind umso höher, je früher das Analkarzinom entdeckt wird.

Darstellung von Krebszellen bei Krebserkrankungen
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Definition des Analkarzinoms

Bösartige Geschwülste am After sind selten und machen nur etwa 2 % aller bösartigen Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt aus. Das Vorkommen des Analkarzinoms beträgt 0,4 bis 1,5 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner und Jahr. Der Altersgipfel des Analkarzinoms liegt um das 65. Lebensjahr.

Beim Analkarzinom wird zwischen einer bösartigen Geschwulst des Analkanals und des Analrandes unterschieden. Der Tumor kann entweder aus den Zellen in der Umgebung des Afters entstehen oder sich innerhalb des Afterkanals bis zum Übergang der Mastdarmschleimhaut entwickeln.

Feingeweblich werden die meisten Analkarzinome den Hauttumoren (Plattenepithelkarzinomen) zugeordnet. Manche entstehen aber auch in der sogenannten Übergangszone im oberen Analkanal (Übergangsepithel). Andere feingewebliche Zuordnungen des Analkarzinoms sind eher selten.

Tumorstadien des Analkarzinoms

  • T1: Tumor misst in seiner größten Ausdehnung 2 cm oder weniger oder 1/3 der Zirkumferenz oder Länge des Analkanals und wächst rein oberflächlich, keine Infiltration des äußeren Schließmuskels
  • T2: Tumor misst in seiner größten Ausdehnung mehr als 2 cm, jedoch nicht mehr als 5 cm, oder mehr als 1/3 der Zirkumferenz oder Länge des Analkanals, oder Infiltration des äußeren Schließmuskels
  • T3: Tumor misst in seiner größten Ausdehnung mehr als 5 cm oder Infiltration von Rektum oder perianaler Haut
  • T4: Tumor jeder Größe mit Ausdehnung auf benachbarte Strukturen (Muskel, Knochen etc.) und Organe (Vagina, Urethra oder Harnblase)

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Risikofaktoren und Ursachen des Analkarzinoms

Als Risikofaktoren für die Entstehung von Analkarzinomen gelten:

  • Langjährige Virusinfektion mit bösartiger Entartung
  • Humane Papillomaviren, die zu Feigwarzen am After führen
  • Immunsuppression, z.B. Organtransplantation oder bei HIV-Infektion
  • Chronisch lokale Entzündung (lange bestehende Fisteln oder offene Wunden am After)
  • Nach Strahlenbehandlung im Bereich des Beckens
  • Analer Geschlechtsverkehr
  • Zigarettenkonsum

Symptome des Analkarzinoms

Die Beschwerden, die beim Analkarzinom auftreten, sind sehr uncharakteristisch:

  • Fremdkörpergefühl
  • Juckreiz
  • Brennen
  • Nässen
  • Blutungen
  • Schmerzen
  • Stuhlunregelmäßigkeiten

Der Verdacht auf ein Analkarzinom besteht immer dann, wenn sich in relativ kurzer Zeit ein derb zu tastendes Gebilde am oder im After gebildet hat, das evtl. mit Blutabgang einhergeht. Bei kurzfristig aufgetretenen Neubildungen am After oder chronischen Hauterkrankungen im Analbereich sollte daher immer ein Spezialist (Koloproktologe) aufgesucht werden.

Diagnose des Analkarzinoms

Bei auffälligen Symptomen sollte eine sorgfältige proktologische Untersuchung erfolgen:

  • Inspektion
  • Palpation (Austastung mit dem Finger)
  • Spiegelung des Afters (Proktoskopie)
  • Spiegelung des Enddarmes (Rektoskopie) mit evtl. Entnahme von Gewebeproben

Mittels analer Endosonographie (Ultraschall) und ebenfalls endoskopisch wird die Tiefenausdehnung der Geschwulst festgelegt. Hierbei ist die Unterscheidung zwischen einem von der Haut ausgehenden Tumor (Plattenepithelkarzinom) und einem auf den Analkanal übergreifenden Adenokarzinom des Enddarmes (Rektum) wichtig.

Weiterführende Untersuchungen sind die Ultraschalluntersuchung des gesamten Bauchraumes und der Leistenregion und/oder eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckens und der Leistenregion sowie die Bestimmung von CEA und SCC im Blut.

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Krankheitsverlauf und Therapie beim Analkarzinom

Die Therapie ist abhängig von der Lokalisation und Ausbreitung des Tumors. Analrandtumoren haben insgesamt eine günstigere Prognose als die typischen Analkarzinome.

Kleine Hauttumoren ohne nachgewiesene Lymphknotenmetastasen und ohne Infiltration in die Tiefe des Analkanals (unterhalb der Linea dentata) können lokal entfernt werden und bedürfen bis auf eine engmaschigen Nachsorge keiner weiteren Therapie.

Bei größeren Hauttumoren mit tieferer Infiltration oder Ausbreitung bzw. Nachweis von Lymphknotenmetastasen wird eine kombinierte Radiochemotherapie durchgeführt.

Bestrahlungstherapie
Medizinischer Linearbeschleuniger zur onkologischen Strahlentherapie © Thomas Hecker / Fotolia

Das Adenokarzinom des Analkanals wird behandelt wie ein tiefsitzendes Enddarmkarzinom. Die Therapie besteht dann aus Radiochemotherapie mit anschließender operativer Entfernung.

Prognose beim Analkarzinom

Die Heilungschancen sind umso höher, je früher das Analkarzinom erkannt wird. Die 5-Jahres-Überlebensrate ist abhängig vom Tumorstadium bei der Diagnosestellung: Sie liegt bei kleineren Tumorstadien (T1-T2) bei 85 % und bei fortgeschrittenen Tumorstadien (T4) bei ca. 50 %.

Autor:
PD Dr. med. habil. Wilhelm Brühl