Testosteronmangel


Der Körper des Mannes bildet mit zunehmendem Alter immer weniger Testosteron, so dass ab dem 40. Lebensjahr mit einer Abnahme des freien Testosterons um 1,2 Prozent pro Jahr zu rechnen ist. Dadurch kann es zu einem altersbedingten Testosteronmangel kommen, der von Medizinern auch als Hypogonadismus oder Andropause bezeichnet wird. Mögliche Symptome von Testosteronmangel sind unter anderem Erektionsstörungen, Libidoverlust und eine Reduktion der Muskelkraft. Behandelt wird Testosteronmangel in der Regel durch eine Kombination aus Testosteron-Substitution, Ausdauersport und Ernährungsempfehlung.

Definition: Was ist Testosteron?

Testosteron ist ein natürliches männliches Sexualhormon, das hauptsächlich in den Leydig-Zellen des Hodens, außerdem in der Nebennierenrinde, der Leber und den Eierstöcken hergestellt wird. Der Testosteronspiegel gesunder Männer ist dabei altersabhängig und kann einer großen individuellen Schwankungsbreite unterliegen. So ist er zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr am höchsten; danach fällt er ab. Allerdings haben nicht alle alten Menschen niedrige Werte. Zu rechnen ist mit einer Abnahme des freien Testosterons um 1,2 Prozent pro Jahr nach dem 40. Lebensjahr. Bis zum 70. Lebensjahr nimmt das freie Testosteron schließlich um 30 Prozent des Ausgangswertes ab.

Test zur Bestimmung von Testosteronmangel
© jarun011 / Fotolia

Ursachen von Testosteronmangel

Als Ursache für diese Veränderungen werden

  • altersbedingte Regulationsstörungen der Hirnanhangsdrüse
  • die Abnahme der Ansprechrate und Funktion der Leydigzellen,
  • Auswirkungen von Allgemeinerkrankungen und Hormonstörungen oder Tumoren
  • sowie Medikamenteneinflüsse

angesehen. In der Regel treten klinische Symptome auf, wobei Zusammenhänge zwischen Testosteronmangel und der Symptomatik bei Oberschenkelfrakturen, depressiver Verstimmung, sexueller Zufriedenheit nachgewiesen und die Wirkung auf die Blutbildung, die Knochendichte, Körpermasse und Muskelkraft wissenschaftlich nachgewiesen ist. Als klinische Bezeichnung für diese Gesamtsituation findet man Begriffe wie:

  • Altershypogonadismus
  • Andropause
  • Climacterium virile
  • Partielles Androgendefizit des alten Mannes (PADAM)

Arztsuche

Symptome von Testosteronmangel

Wir altern, weil die Hormone abnehmen; nicht weil wir altern, nehmen die Hormone ab. Testosteron wirkt direkt auf die sexuelle Differenzierung, die Muskulatur, die Knochensubstanz, die Blutbildung, die Potenz und die Libido sowie auf die Psyche. Die steigende Lebenserwartung führt zu einer Erwartungshaltung an die Lebensqualität. Tatsächlich ist die Prävalenz des Hypogonadismus (endokrine Funktionsstörung der Hoden, die zu Testosteronmangel führt) nicht nur im Alter hoch (z.B. unerkannter Klinefelter). Ein Drittel aller Männer über 45 Jahren ist möglicherweise hypogonadal. Und obwohl die Testosterontherapie heute als gesichert gilt, als Kausaltherapie des hypogonadotropen Hypogonadismus evidenz-basiert und akzeptiert ist, erhalten 35 Prozent der Betroffenen keine Behandlung.

Folgende Symptome können bei einem Testosteronmangel auftreten und sind in einem standardisierten Fragebogen zu erfassen:

  • Libidoverlust (71 Prozent)
  • Erektionsstörung (51 Prozent)
  • Reduktion der Muskelkraft
  • Abbau von Körpergröße und Knochendichte
  • Hitzewallungen und übermäßiges Schwitzen
  • Reduktion von Bartwuchs und Körperbehaarung
  • Brustvergrößerung
  • Zunahme von Körperfett und Gewicht (Bauchumfang mehr als 94 cm)
  • Leistungsminderung und depressive Verstimmung
  • Osteoporose
  • Anämie

Diagnose von Testosteronmangel

Als Ausgangsbefund für Testosteronmangel wird der klinische Status, das Körpergewicht mit Fettanteil, der Blutdruck sowie der Genital- und rektale Tastbefund erhoben. Außerdem wird eine Ultraschalluntersuchung von Hoden und Prostata vorgenommen und die Knochendichte bestimmt. Laborseitig sind die basalen Hormonbestimmungen Testosteron, LH, FSH, SHBG, Estradiol, Prolaktin vorzunehmen und der PSA-Wert, das Blutbild sowie die Leberfunktion (Kumulation des substituierten Testosterons!) zu kontrollieren. Die Funktionsteste für LHRH und hCG gehören zur zweiten Diagnostiklinie bei Testosteronmangel. Bei erhöhten PSA-Werten ist ein Prostatakarzinom auszuschließen, indem zunächst eine ultraschallgeführte abschnittsweise Biopsie zu erfolgen hat.

Behandlung von Testosteronmangel

Die Behandlung von Testosteronmangel beinhaltet

  • die Hormonergänzung,
  • ein Ausdauersportprogramm
  • und eine Ernährungsempfehlung.

Das mögliche Vorliegen eines Prostatakarzinoms aber auch eines Mammakarzinoms des Mannes muss vor geplanter Testosteron-Substitution ausgeschlossen sein.

Eine Therapie von Testosteronmangel ist indiziert, wenn eine entsprechende klinische Symptomatik besteht und ein Testosteronwert von weniger als 12 nmol/l nachgewiesen worden ist.

Medikamente bei Testosteronmangel

Die Substitution erfolgt bei Testosteronmangel mit entsprechend zugelassenen Testosteronpräparaten in verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten. Für über 50jährige Patienten sollten kurzwirksame Präparate, beispielsweise Gele angewendet werden, die individuell dosiert und eventuell kurzfristig abgesetzt werden können. Dieses ist erforderlich, wenn der PSA-Wert ansteigt, wenn ein Prostatakarzinom auftreten sollte oder eine Polyzytämie nachgewiesen wird und damit eine Emboliegefährdung besteht.

Sport und Lebensweise bei Testosteronmangel

Die alleinige Testosteron-Substitution bei Testosteronmangel ist ohne ein Gesamtkonzept sinnlos. In das Behandlungskonzept gehören deshalb unbedingt weitere Maßnahmen:

  • Entwicklung eines Gesundheitsbewusstseins (Präventionsgedanke)
  • Körperliche Aktivität (Körperbewusstsein)
  • Geistige Förderung (Reaktion, Wohlbefinden, Gedächtnis u.a.)
  • Ernährungsumstellung (Übergewicht, gesundes Essen usw.).

Arztsuche

Heilungsaussichten bei Testosteronmangel

Die Aussichten auf eine Besserung auch schwererer Störungen sind relativ gut und oft bereits kurzfristig möglich. Die Testosteron-Substitution ist zudem im Allgemeinen gut verträglich und nebenwirkungsarm. Ein normaler Testosteronspiegel kann bei Patienten mit einem klassischen und bei Patienten mit einem Altershormonmangel gut erreicht werden. In der Regel kann eine Besserung der Eingangssymptome, der körperlichen und sexuellen Beschwerden erreicht werden.

Nachsorge bei Testosteronmangel

Die Therapieüberwachung und die Erfolgskontrolle hat unter andrologischer Kompetenz in einem Programm mit regelmäßig abgesichertem Konsultationsprofil bei entsprechender Compliance zu erfolgen. Die Behandlung von Testosteronmangel kann nicht als Selbstmedikation ohne Überwachung erfolgen, auch wenn dies nach unserer Kenntnis in anderen Ländern leider teilweise üblich ist.

Eine individuelle Einschätzung ist schon wegen der Symptomenvielfalt und –stärke, der entsprechenden Testosteronwerte, vor allem aber wegen des Karzinomrisikos notwendig.

Als gesichert ist anzunehmen, dass ein günstiger Effekt bezüglich des Knochenstoffwechsels (Abbauparameter, Dichte), der Muskelmasse (Kraft, Leistungsfähigkeit), der Blutbildung (Blutbild) und der Sexualität besteht.

Eventuell negativ ist die Auswirkung auf die Blutbildung, die zum Auftreten einer Polyglobulie führen kann, und die damit verbundene Embolie- und Insultgefahr für den Patienten. Sind Kontraindikationen ausgeschlossen und liegen viele Symptome vor, bestehen Behandlungsvorteile auch bei Werten zwischen 8 und 12 nmol/l. Liegen weniger oder keine Symptome vor, ist auch keine Besserung durch die Substitution zu erwarten. Sie kann daher unterbleiben.

Verwendete Quellen:

  • Allan CA, Strauss BJG, Burger HG et al (2008) Testosterone therapy prevents gain in visceral adipose tissue and loss of skeletal muscle in nonobese aging men. J Clin Endocrinol Metab 93:139-146
  • Behre HM, Bohmeyer J, Nieschlag E (1994) Prostate volume in testosterone-treated and untreated hypogonadal men in comparison to age-mtched normal controls. Clin Endocrinol Metab 82:2386-2390
  • Emons G, Nieschlag E (2005) Hormone replacement therapy. Dtsch Med Wochenschrift 28 Suppl 1:90
  • Hsing AW, Chokkalingam AP (2006) Prostate cancer epidemiology. Front Biosci 11.1388-1413
  • Kleine-Gunk B (2007) Anti-Aging-Medizin-Hoffnung oder Humbug? Deutsches Ärzteblatt 104:1813-1817.
  • Lunenfeld B, Nieschlag E (2007) Testosterone therapy in aging male. Aging Male 10 (3):139-53
  • Morgenthaler A (2006) Testosterone an prostate cancer. An historical perspective on a modern myth. Eur Urol 50.935-939
  • Nair KS, Rizza RA, O´Brien Petal (2006) DHEA in elderly womend and DHEA or testosterone in elderly men. N Engl J Med 355 (16): 1647-59
  • Zitzmann M, Faber S, Nieschlag E (2006) Association of specific symptoms and metabolic risks with serum testostrone in older men. J Clin Endokrinol Metab 91:4335-4343

Autor:
Dr. med. Matthias Beintker