Polyneuropathie: Info & qualifizierte Spezialisten

07.07.2022
Dr. med. Andrej Krücken
Medizinischer Fachautor

Bei einer Polyneuropathie handelt es sich um eine häufig auftretende Krankheit der Nerven. Sie wird unter anderem durch Stoffwechselstörungen wie Diabetes, übermäßigen Alkoholkonsum oder erbliche Faktoren verursacht. Betroffen sind meist die Nervenbahnen an den Füßen und Händen: Hier verursacht eine Polyneuropathie Symptome wie Kribbeln, Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen. Die Behandlung einer Polyneuropathie stützt sich grundsätzlich auf die Beseitigung der Ursachen.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Spezialisten und Zentren für Polyneuropathie.

ICD-Codes für diese Krankheit: G62, G63

Empfohlene Polyneuropathie-Experten

Artikelübersicht

Definition: Polyneuropathie

Die Polyneuropathie ist eine sehr häufige Krankheit der Nerven. Der Begriff „Polyneuropathie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet: "Krankheit vieler Nerven".

Betroffen sind zumeist die Nervenbahnen an den Füßen und Händen. Die Erkrankung äußert sich durch

  • Kribbeln, "Ameisenlaufen", Brennen und Stichen sowie
  • Einschlafen einzelner Zehen oder Fingern.

Der Neurologe spricht dann von einer "sensiblen Betonung". Lähmungen können auftreten, auch im Gesicht. Die Betonung ist dann motorisch.

Wenn beide Gliedmaßen von einer Polyneuropathie betroffen sind, ist der Befall symmetrisch. Das ist im Spätstadium oft der Fall. Zu Beginn können die Beschwerden jedoch nur in einzelnen Bereichen auftreten, etwa in einem Vorderfuß oder einem der beiden Kleinfinger.

Ursachen einer Polyneuropathie

Häufige Ursachen für eine Polyneuropathie sind

Auch eine Chemotherapie und Arzneistoffe können Nebenwirkungen an den Nerven verursachen. Hier ist eine genaue Analyse der eingenommenen Medikamente notwendig, um Nutzen und Risiken abzuwägen.

Alkoholverzicht ist eine erste notwendige Maßnahme, da Alkohol nach Diabetes die zweithäufigste Ursache für eine Polyneuropathie ist. Auch hier gilt natürlich die Regel: „Die Dosis macht das Gift“.

Vererbliche Ursachen für eine Polyneuropathie können durch Blut-und Gewebeuntersuchungen eingegrenzt werden.

Symptome einer Polyneuropathie

Die Polyneuropathie verursacht oft eine Stand- und Gangunsicherheit, insbesondere im Dunkeln. Betroffene verwechseln das Gefühl häufig mit Schwindel. Oftmals werden Patienten zur Schwindelabklärung zum Neurologen überwiesen, der dann herausfindet, dass sie eigentlich an einer Polyneuropathie der Beine mit gestörter Wahrnehmung des Lagesinns leiden.

Aber auch die Nerven zu den inneren Organen können bei einer sogenannten autonomen Polyneuropathie einbezogen sein. Mit autonomen Nervenfasern sind Nerven gemeint, die der Willkür nicht unterworfen sind und „von alleine“ arbeiten. Störungen der autonomen Nervenfasern wirken sich auf

  • die Verdauung,
  • die Schweißsekretion,
  • den Blutdruck und
  • den Herzschlag

aus.

Verliert beispielsweise das Herz seinen gesunden Herzrhythmus, droht ein plötzlicher Herztod.

Diagnose einer Polyneuropathie

Die vegetativen Nervenfasern lassen sich indirekt messen. Der Neurologe untersucht zunächst mit Spezialinstrumenten die Reflexe und das Vibrationsempfinden.

Eine Abschwächung oder gar der Verlust von Reflexen ist ein Alarmsignal und veranlasst den Neurologen zu weiteren apparativen Messverfahren. Die Geschwindigkeiten von Impulsen innerhalb der Leitungsbahnen von Nerven lassen sich mit Strom- und Magnetreizen überprüfen. Diese Nervenleitgeschwindigkeiten sind nach Alter und Größe normiert.

Auch die Nervenwurzeln können bei einer Polyneuropathie krank sein und Schmerzen verursachen, die einem Bandscheibenvorfall ähneln. Neurologen überprüfen die Nervenwurzeln mit Stromreizen und Ableitung sogenannter F-Wellen.

Blockaden der Nervenbahnen gilt es auf dem Weg vom Rückenmark bis zu den Händen und Füßen von einer Strecke zur nächsten aufzuspüren.

Eine Schwäche einzelner Muskelfasern fällt den Erkrankten im Frühstadium der Polyneuropathie nicht auf. Der Arzt überprüft daher Muskeln mit Nadeln auf ihre Kraft. Störungen sollten unbedingt entdeckt werden, bevor auch für den Laien sichtbar ein Steppergang oder eine Fallhand entstehen.

Überprüfung der Muskeln bei der Polyneuropathie-Diagnose
Ein Arzt überprüft die Muskelreflexe bei der Polyneuropathie-Diagnose © Bernhard Schmerl | AdobeStock

Behandlung einer Polyneuropathie

Die Therapie einer Polyneuropathie stützt sich auf

  • die Beseitigung der Ursachen,
  • ausgewogene Ernährung u.a. durch spezielle Nahrungsergänzungsmittel,
  • auf schmerzreduzierende Medikamente,
  • entzündungshemmende Substanzen und
  • in Einzelfällen auf eine Blutwäsche.

Die Hochtontherapie bzw. Hochfrequenztherapie wird bislang nur in wenigen fachärztlichen Spezialzentren angeboten. Laut aktueller Studien ist diese Therapie bei der Behandlung von Polyneuropathie insbesondere bei Diabetikern zu 80 Prozent erfolgreich.

Der Patient nimmt die Hochtontherapie wie eine tiefe Massage der Muskeln wahr. Sie kann täglich angewandt werden, ohne dass Nebenwirkungen entstehen. Der Patient kann das Gerät später im häuslichen Umfeld eingesetzen, nachdem er eine Unterweisung erhalten hat.

Eine weitere Behandlungsoption sind neben oralen Medikamenten lokal auf die Haut aufgetragene Salben mit pfefferartigem Wirkstoff.

Im Einzelfall muss der Facharzt zusammen mit dem Betroffenen entscheiden, welche Therapie einzeln oder in Kombination passend ist. Die Versorgung mit Hilfsmitteln, z.B. Orthesen, und Heilmitteln, z.B. Physio- und Ergotherapie, sollte vom Stadium der Polyneuropathie abhängen.

Welche Ärzte sind Spezialisten für Polyneuropathie?

Neurologen sind die Fachärzte zur Behandlung von Polyneuropathie. Sofern sie auszumachen ist, behandeln Spezialisten für Polyneuropathie immer erst die Grunderkrankung. Da Autoimmunerkrankungen die Nerven ebenfalls schädigen können, sind eventuell auch Allergologen sowie Gefäßspezialisten einzubeziehen.

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