Ernährung bei Brustkrebs


Die richtige Ernährung spielt sowohl bei der Vorbeugung von Brustkrebs, als auch im Kampf gegen eine bestehende Brustkrebserkrankung sowie nach erfolgreich abgeschlossener Therapie eine wichtige Rolle.

Bedeutung der Ernährung bei Brustkrebs

Dass der Ernährung im Rahmen der Vorbeugung von Brustkrebs eine Bedeutung zukommt, ist heute in der Wissenschaft unbestritten. So tritt Brustkrebs beispielsweise in den westlichen Ländern, wo sich die Ernährung eines Großteils der Bevölkerung durch einen vergleichsweise hohen Fett- und Fleischkonsum bei gleichzeitig geringem Obst- und Gemüsekonsum auszeichnet, häufiger auf, als in asiatischen Ländern, wo traditionell viel Gemüse und Sojaprodukte verzehrt werden. Bei Asiatinnen hingegen, die in die USA ausgewandert sind, gibt es, was das Risiko von Brustkrebs betrifft, schon nach einer Generation keine Unterschiede mehr zur dortigen Bevölkerung.

Während wir Risikofaktoren wie die genetische Disposition nicht beeinflussen können, verhält sich dies bei den Risikofaktoren aus unserer Umwelt anders. Unter dieses Umweltfaktoren ist die Ernährung der am einfachsten beeinflussbare Faktor. Denn: wir können selbst bestimmen, was wir essen wollen und was nicht. D.h. zur Senkung des individuellen Erkrankungsrisikos können wir versuchen Ernährungsfaktoren, die im Verdacht stehen brustkrebsförderlich zu sein, zu meiden oder zumindest zu reduzieren. Gleichzeitig ist unsere Ernährung reich an möglichen Schutzfaktoren, die wir verstärkt in unsere tägliche Ernährung einbauen können. In diesem Sinne scheint u.a. den sekundären Pflanzenstoffen eine wesentliche Rolle zu zukommen.

Aber nicht nur im Rahmen der Vorbeugung von Brustkrebs, sondern auch im Kampf gegen den Tumor und nach erfolgreicher Therapie lassen sich die Möglichkeiten einer optimalen Ernährung nutzen. Eine Ernährungstherapie alleine kann die Brustkrebserkrankung nicht heilen. Aber sie ist eine wichtige Grundlage für die Brustkrebs-Behandlung und kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Eine optimale Ernährung kann die Heilungschancen verbessern, zu persönlichem Wohlbefinden und zu mehr Lebensqualität beitragen.

gesunde Ernährung
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Empfehlungen für die Ernährung bei Brustkrebs

Alleine die Empfehlung „Ernähren Sie sich gesund“ hilft der Patientin nicht viel weiter. Die Betroffene sucht nach konkreten Vorgaben was sie essen soll, um jetzt das Optimale für sich und ihren Körper zu tun. Allerdings gibt es nicht DIE für alle Patientinnen gleichermaßen optimale Ernährung bei Brustkrebs. Zwar gelten prinzipiell die gleichen Richtlinien, wie für die krebsvorbeugende Ernährung, jedoch verhält es sich mit der Ernährungstherapie bei Brustkrebs wie mit der medizinischen Brustkrebstherapie: sie muss sich an den individuellen Erfordernissen der einzelnen Patientin orientieren.

Die Ernährungstherapie richtet sich nach dem Stadium der Brustkrebserkrankung und der Art der Behandlung, sowie möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen und individuell bestehenden Problemen. Dabei ist es wichtig für jede Behandlungsphase die individuell optimale Ernährung zu finden. Auch für Patientinnen, bei denen eine vollständige Entfernung des Tumors nicht möglich ist, ist die Ernährungstherapie von Bedeutung: die gezielte Lebensmittelauswahl kann hier helfen, die gesunden Anteile des Körpers zu stärken, um so der Erkrankung mehr Widerstand zu leisten.

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Allgemeine Ernährungsempfehlungen bei Brustkrebs:

  • Abwechslungsreiche, ausgewogene und schmackhafte Vollkost, die den individuellen Bedarf an Energie und Nährstoffen deckt. Verzehren Sie frisches Gemüse und Salat, Obst und Vollwertprodukten reichlich – machen Sie „5-am-Tag“ zu ihrem Leitbild. Schränken Sie Ihren Fett- und Fleischkonsum ein.
  • Achten Sie bei der Verwendung von Fetten auf eine bewusste Auswahl. Es gibt auch positive Fette: wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren das Wachstum von Brustkrebszellen hemmen und deren Zerstörung fördern können. Wertvolle Nahrungsquellen, die Sie in ihre Ernährung einbauen sollten, sind fettreiche Seefische: Lachs, Sardellen, Hering, Makrele, Thunfisch, sowie Leinsamen und Lein- und Rapsöl.
  • In engem Zusammenhang zur Kalorienaufnahme und dem Fettverzehr steht das Körpergewicht: Besteht Übergewicht ist es wichtig, dieses mit einer entsprechenden Diät zu reduzieren. Die Gewichtsreduktion sollte jedoch NICHT während Chemotherapie oder Bestrahlung angestrebt werden.
  • Vitamine: Wie fast jede Krankheit bewirkt auch die Krebserkrankung einen veränderten Vitaminbedarf. In welchem Maß sich der Bedarf an welchen Vitaminen erhöht, ist nicht sicher. Durch eine bedarfsgerechte, ausgewogene Ernährung, mit hohem Anteil pflanzlicher Lebensmittel, können jedoch auch Krebspatienten ihren Vitaminbedarf ohne Probleme decken. Verzichten Sie auf hochdosierte Vitaminpräparate; auch während der Chemotherapie – viel hilft nicht immer viel!
  • Spurenelemente: Als Bestandteil antioxidativer Enzymsysteme wirkt das Spurenelement Selen dem Wachstum von Tumorzellen entgegen. Wählen Sie wertvolle Selenlieferanten, wie Fisch, Bohnen, Linsen, Nüsse, Eier, um einen Selenmangel auf natürlichem Wege zu verhindern bzw. einen Mehrbedarf auszugleichen. Sehr gute Selenlieferanten sind auch Sesam und Kokosnuss.
  • Sekundäre Pflanzenstoffe: Die sogenannten Phytoöstrogene stellen eine Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen dar, denen im Zusammenhang mit Brustkrebs besondere Aufmerksamkeit zukommt. Sie scheinen in der Lage zu sein, das Wachstum von Brustkrebszellen zu hemmen. Wertvolle Nahrungsquellen sind: Sojaprodukte wie Sojamilch, Tofu, Sojasprossen, Sojasoße usw. Aber auch heimische Lebensmittel können als Phytoöstrogenquelle dienen: Leinsamen, Gemüse und Obst, Vollkornprodukte.

Ernährung während Chemotherapie oder Bestrahlung

Bestrahlung und Chemotherapie sollen Tumorzellen abtöten, schaden aber auch den gesunden Körperzellen. Der Körper, das Immunsystem aber auch das Verdauungssystem werden hierdurch teilweise extrem beansprucht. Zudem treten während Chemotherapie und Bestrahlung bei vielen Patientinnen Nebenwirkungen wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Übelkeit bis hin zum Erbrechen auf.

Die Ernährung während Chemotherapie und Bestrahlung sollte leicht und gut verträglich sein und das Verdauungssystem nicht noch zusätzlich belasten. Gleichzeitig ist es gerade auch in dieser Situation wichtig, über die Ernährung eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen, Vitaminen, Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen zu gewährleisten.

Als Basis-Kost ist während Chemotherapie und Bestrahlung eine leichte Vollkost zu empfehlen (individuell auftretende Beschwerden müssen spezifische Berücksichtigung finden!):

  • Häufig kleine Mahlzeiten
  • Zartes Gemüse gedünstet z.B.: Möhren, Spinat, Spargel, Zucchini
  • Rohes reifes Obst
  • Leicht verdauliche, gekochte (Vollkorn-)Getreideprodukte: (Natur-)Reis, (Vollkorn-)Nudeln
  • Gekochte, fettarme Kartoffelgerichte
  • Geflügelfleisch
  • Viel trinken: Leitungswasser, Mineralwasser, ungezuckerte Kräuter- und Früchtetees, Saftschorlen

Folgende potentiell unverträgliche Lebensmittel sollten Patientinnen möglichst meiden:

  • Fette und fritierte Speisen
  • Blähende Gemüse, wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Kohl, Lauch, Zwiebeln
  • Stark gewürzte und/oder geräucherte Speisen
  • Süße und fette Backwaren
  • Zu kalte und zu heiße Speisen
  • Saures, unreifes Obst
  • Alkohol, Getränke mit viel Kohlensäure und Bohnenkaffee

Achten Sie auf eine nährstoffschonende Vor- und Zubereitung der Lebensmittel. Denn nicht nur die Auswahl der Lebensmittel, sondern auch die Art, wie wir sie zubereiten, bestimmt die Qualität unserer Ernährung.

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Ernährung nach der erfolgreichen Therapie des Brustkrebses

Nach erfolgreicher Therapie des Brustkrebses ist weiterhin eine bewusste Ernährung wichtig. Hier können Sie die Ernährungstherapie nutzen, um ihren Körper im Kampf gegen ein Wiederaufflammen des Brustkrebses zu unterstützen. Prinzipiell gelten auch hier die gleichen Richtlinien, wie für die krebsvorbeugende Ernährung: eine auf pflanzlichen Lebensmitteln basierende Ernährung, reich an frischem Gemüse, Salat, Obst und Vollkorngetreideprodukten und mit mäßigem Fett- und Fleischkonsum.

Trotz Ernährungsempfehlungen gibt es keine Ernährungsweise, die den Brustkrebs sicher verhindern oder heilen kann! Aber es gibt es auch keine Phase während der Brustkrebserkrankung, in der Sie ihr Wohlbefinden nicht selbst durch ein individuelles Ernährungskonzept positiv beeinflussen können.

Empfehlungen für eine gesundheitsförderliche Ernährung bei Brustkrebs:

  • Vermeiden Sie Übergewicht
  • Steigern Sie Ihren Verzehr an vegetarischen Nahrungsmitteln: Mehrmals täglich frisches Gemüse und Obst (5-am-Tag; Schwerpunkt beim Gemüse), mehrmals täglich Vollkorngetreideprodukte, Kräuter und Gewürze zum Würzen verwenden, bauen Sie Sojaprodukte und/oder Leinsamen in ihren Speiseplan ein
  • Steigern Sie Ihren Seefischverzehr
  • Reduzieren Sie potentiell schädigende Lebensmittel auf ein Minimum: Alkoholische Getränke, Schwarzverbrannte Lebensmittel, Schimmelpilzbefallene Lebensmittel
  • Schränken Sie Ihren Gesamtfettkonsum ein
  • Wählen Sie Ihre Lebensmittel abwechslungsreich aus und bereiten Sie diese schonende zu

Vorsicht bei Krebsdiäten!

Die Ernährung ist von zentraler Bedeutung als Grundlage jeder Krebsbehandlung. Eine spezielle Diät, mit der sich der Brustkrebs oder andere Krebserkrankungen heilen lassen, gibt es jedoch nicht. Dennoch erscheinen in Büchern, Zeitschriften und dem Internet laufend neue Veröffentlichungen über Diäten, die versprechen das Wachstum des Tumors aufzuhalten oder die Krebserkrankung sogar zu heilen.

Krebsdiäten haben keine nachgewiesene heilende Wirkung

Im Hinblick auf die Maximierung der eigenen Heilungschancen sind viele Krebspatienten verständlicherweise empfänglich für derart „wunder(be)wirkende“ Krebsdiäten. Doch auch wenn die Werbetexte der verschiedenen Krebsdiäten vielversprechend klingen, hier ist extremste Vorsicht geboten – Krebsdiäten versprechen zumeist mehr, als sie halten können! Keine der oft propagierten Krebsdiäten hat eine nachgewiesene heilende Wirkung.

Krebsdiäten führen zu einer Mangelernährung

Schlimmer noch: Krebsdiäten sind häufig sehr einseitig. Eine ausreichende, bedarfsdeckende Versorgung mit Energie und Nährstoffen kann hierüber oftmals nicht gewährleistet werden. Gerade während der Krebserkrankung ist diese Situation der Mangelernährung eine zusätzlich Belastung für den bereits geschwächten Körper. Der Krankheitsverlauf kann hierdurch ungünstig beeinflusst werden. Als besonders gefährlich sind Krebsdiäten einzustufen, die den Tumor durch striktes Fasten „aushungern“ wollen. Extremer Gewichtsverlust und eine ausgesprochene Mangelernährung führen zur hochgradigen Schwächung des Patienten – eine Situation, die gerade im Kampf gegen den Tumor extrem negative, lebensbedrohliche Folgen haben kann.

Krebsdiäten berücksichtigen nicht die individuellen Aspekte der Patientinnen

Darüber hinaus mangelt es den bisherigen Krebsdiäten an der Berücksichtigung individueller Aspekte. Seien dies der körperliche bzw. Ernährungszustand des Patienten, individuelle Unverträglichkeiten, organbedingte Einschränkungen bei der Lebensmittelzufuhr oder insbesondere auch Nebenwirkungen der Krebstherapie wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Geschmacksstörungen etc.

Krebsdiäten wirken sich negativ auf die Lebensqualität aus

Negative Auswirkungen können Krebsdiäten auch auf die Lebensqualität haben. Dies durch die weitere Schwächung des Körpers selbst, aber auch durch hierdurch bedingt verminderte Selbstheilungskräfte und köperliches und seelisches Unwohlsein. Zudem auch dadurch, dass individuelle Ernährungswünsche, über die wir uns gerne etwas Gutes tun, oft keinen „Platz“ im Rahmen der Diät haben. Auch der enorme finanzielle Aspekt ist bei einigen Krebsdiäten nicht zu vernachlässigen.

Alles in Allem wecken Krebsdiäten falsche Hoffnungen und können mehr Schaden anrichten als sie helfen. Als sinnvolle Ernährungsempfehlungen bei Krebs sollten vielmehr
Empfehlungen gemäß einer abwechslungsreichen, ausgewogenen und schmackhaften Vollkost propagiert werden, die den Bedarf an Energie und Nährstoffen deckt und an den individuellen Erfordernissen orientiert ist.

Autor:
Dr. med. Joachim Rom