Borreliose: Spezialisten und Informationen

14.08.2023
Leading Medicine Guide Redaktion
Autor des Fachartikels
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Borreliose ist die häufigste durch Zeckenbisse übertragene Krankheit. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 30 bis 50 (regional über 100) von 100.000 Einwohnern neu an der Borreliose. Bei etwa dreißig Prozent der an Borreliose Erkrankten zeigt sich als Symptom eine kreisförmige, sich langsam ausdehnende Hautentzündung rund um die Einstichstelle ein bis vier Wochen nach dem Zeckenbiss. Noch Monate nach dem Zeckenstich können schwere organische Schäden auftreten.

Hier finden Sie alle wichtige Informationen sowie qualifizierte Borreliosespezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: A68

Empfohlene Borreliosespezialisten

Artikelübersicht

Hintergrundinformationen zur Borreliose

Mitte der siebziger Jahre erkrankten im US-amerikanischen Städtchen Lyme gehäuft Kinder an einer Gelenkentzündung. Wenig später stellte sich heraus, dass die Gelenkentzündung nur ein Symptom einer komplexen Erkrankung darstellt, die auch

betreffen kann. Wodurch diese Lyme-Disease genannte Krankheit hervorgerufen wurde und wie sie behandelt werden konnte, wusste man damals noch nicht.

Erst einige Jahre später gelang es, den Auslöser dieser Erkrankung ausfindig zu machen: Eine Bakterienart, sogenannte Borrelien. Sie wurde nach ihrem Entdecker, dem Mediziner Willy Burgdorfer, Borrelia burgdorferi benannt.

Übertragen werden Borrelien in erster Linie durch Zecken. Ob auch Insekten wie Fliegen und Mücken als seltene Überträger fungieren, ist derzeit noch unklar.

Zecke - Borreliose
Zecken lassen sich mit einer Zeckenzange gut entfernen © andriano_cz | AdobeStock

Wie häufig und in welchen Gebieten tritt Borreliose auf?

Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 30 bis 50 (regional über 100!) von 100.000 Einwohnern neu. Etwa 50 bis 100 pro 100.000 Einwohner sind an einer Lyme-Borreliose erkrankt. Zeckenbisse und Erkrankungsbeginn kommen in der warmen Jahreszeit viel häufiger vor als in der kalten.

Der Anteil der Zecken, die den Borreliose-Erreger tragen, schwankt je nach geographischer Region. In Waldgebieten, in denen die Borreliose häufig vorkommt, trägt etwa jede zehnte bis dritte Zecke den Borreliose-Erreger. Zum Vergleich: Die Erreger der ebenfalls gefürchteten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind nur in jeder hundertsten bis zehnten Zecke zu finden.

Die Übertragung von der Zecke zum Menschen dauert mehrere Stunden. Daher kommt es nur bei etwa zwei bis vier Prozent der Zeckenstiche wirklich zu einer Borrelieninfektion. Bemerkt und entfernt man also die Zecke gleich nach dem Biss, ist das Risiko einer Infektion nicht sehr groß.

Symptome der Borreliose

Frühes Stadium der Borreliose

Ein typisches Symptom für Borreliose ist eine kreisförmige, sich langsam ausdehnende Hautentzündung rund um die Einstichstelle. Diese „Wanderröte“ (Erythema migrans) bildet sich innerhalb einer bis vier Wochen nach dem Zeckenstich aus. Allerdings zeigt sich bei Lyme-Borreliose dieses Symptom nur bei etwa dreißig Prozent der Erkrankten.

Weitere Symptome in diesem frühen Stadium der Borreliose können

ganz ähnlich wie bei einer Grippe sein.

Borreliose
Wanderröte bei Borreliose © Ingo Bartussek | AdobeStock

Einige Wochen bis Monate nach dem Zeckenbiss

Nach einigen Wochen bis Monaten können schwere organische Schäden auftreten.

Charakteristisch in diesem Stadium ist das Bannwarth-Syndrom (Bannwarth-Meningopolyradikulitis). Das ist eine nicht eitrige Hirnhaut- und Nervenwurzelentzündung. Es verursacht

Auch die Herzmuskulatur kann betroffen sein (Lyme-Karditis), was sich in Herzrhythmusstörungen äußern kann. Außerdem können in diesem Stadium z.T. heftige Gelenk- und Muskelschmerzen auftreten. Sie wandern typischerweise von einem Gelenk zum anderen.

Ausgeprägte und anhaltende Gelenkentzündungen werden in diesem Stadium nur selten beobachtet. Ebenfalls eher selten sind Hautveränderungen, wie das Lymphozytom: Das ist ein rötlicher oder blassbläulicher Knoten, der z.B. am Ohrläppchen, den Brustwarzen oder an der Nase auftreten kann.

Spätstadium der Borreliose

Das Spätstadium der Lyme-Borreliose entwickelt sich Monate bis Jahre nach dem Zeckenbiss. Typisches Symptom ist dann die Lyme-Arthritis: Eine Gelenkentzündung, die man an Schmerzen, Schwellung, Bewegungseinschränkung und Überwärmung des betroffenen Gelenks erkennt. Meist ist das Kniegelenk betroffen.

Auch in diesem Stadium können Hautveränderungen vorkommen. Dazu gehört etwa die Acrodermatitis chronicaatrophica, eine rötlich-bläuliche Verfärbung und zigarettenpapierartige Verdünnung und Fältelung der Haut. Sie tritt insbesondere an den Händen und Füßen auf. Des Weiteren sind Augenentzündungen möglich.

Nicht jeder Patient macht alle Stadien der Borreliose durch. Manchmal sind Symptome verschiedener Stadien gleichzeitig vorhanden, und manchmal werden Stadien übersprungen.

Diagnose der Borreliose

Zur Diagnose einer Lyme-Borreliose gehört zunächst die Anamnese. Dabei fragt der Arzt seinen Patienten nach

  • einem Zeckenbiss,
  • dem Auftreten der „Wanderröte“ und
  • den zuvor beschriebenen möglichen Symptomen einer Borreliose.

Außerdem untersucht er die betroffene Stelle gründlich.

Manchmal ist die Diagnose nicht einfach zu stellen, da viele der Beschwerden auch bei anderen Krankheiten auftreten können. Zudem verläuft nicht jede Lyme-Borreliose typisch. Das macht es unter Umständen schwer, eine Borreliose nur anhand der Symptome sicher festzustellen.

Bei Verdacht auf Lyme-Borreliose wird der Arzt deshalb zusätzlich Labortests veranlassen. Bei einer Infektion mit Borrelien bildet der Organismus Abwehrstoffe (Antikörper), die dann im Blut nachweisbar sind.

Allerdings weist ein positiver Antikörperbefund nur darauf hin, dass der Patient sich in letzter Zeit mit Borrelien auseinandergesetzt hat.

Behandlung und Heilungsaussichten bei Borreliose

Da die Lyme-Borreliose eine bakterielle Erkrankung ist, werden zur Therapie Antibiotika eingesetzt. Allerdings gibt es kein universell wirksames Antibiotikum, das bei jedem Patienten und in jedem Fall greift. Die Wahl des Antibiotikums und die Dauer der Behandlung hängt vom Stadium und von der Schwere der Erkrankung ab.

Bei einer solchen individuell abgestimmten Therapie sind die Heilungsaussichten sehr gut. Fast alle bereits im Frühstadium behandelten Patienten werden geheilt.

Bei späteren Stadien bilden sich die Symptome oft nur langsam zurück (über Wochen bis Monate nach Therapieende). Manchmal ist auch eine Wiederholung der antibiotischen Behandlung notwendig. Etwa 90 Prozent der Patienten mit Lyme-Arthritis können durch eine entsprechende Therapie geheilt werden.

Bei den restlichen zehn Prozent der Betroffenen mit chronischer Erkrankung dauern die Beschwerden trotz Therapie ein Jahr oder länger an.

Meist heilt aber bei diesen Patienten die Borreliose im Verlauf mehrerer Jahre aus.

Es ist wichtig zu wissen, dass die Beschwerden in diesen chronischen Fällen aufgrund von Abwehrvorgängen im Körper auch anhalten können, ohne dass noch lebende Erreger im Körper vorhanden sind. Vor einer unkritischen, langanhaltenden oder dauernd wiederholten antibiotischen Behandlung ist daher zu warnen.

In ganz seltenen Fällen kann es bei Lyme-Arthritis erforderlich sein, die entzündete Gelenkinnenhaut operativ zu entfernen.

Linderung können zusätzlich physikalische Therapien schaffen. Auch eine vorrübergehende medikamentöse Therapie kann hilfreich sein. Geeignet sind Schmerzmedikamente oder kortisonfreie Antirheumatika wie z.B.

  • Diclofenac,
  • Indometacin oder
  • Ibuprofen,

die neben ihrer schmerzstillenden Wirkung auch einen entzündungshemmenden Effekt haben.

Wie kann man sich vor Borreliose schützen?

Der beste Schutz vor einer Lyme-Borreliose ist, Zeckenbisse zu vermeiden. Am zuverlässigsten hilft es, den Zecken ab dem Frühsommer bis zum Herbst aus dem Weg zu gehen. Wer auf Spaziergänge in Wiesen- und Waldgebieten nicht verzichten will, sollte schützende Kleidung tragen, d.h.:

  • geschlossene Schuhe,
  • lange Hosen,
  • Hosenbeine in die Strümpfe stecken.

Die Zecken halten sich in Bodennähe bis maximal 80 cm Höhe auf und werden von Gräsern oder niedrigen Büschen abgestreift. Ein Hut bringt daher nichts.

Sollte es Sie doch erwischt haben, gilt: Je früher die Zecke entfernt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Deshalb sollten Sie nach dem Spaziergang den ganzen Körper nach Zecken absuchen. Bei Kindern kann die Zecke auch am Kopf sitzen.

Schon festgebissene Zecken können Sie mit einer Pinzette oder einer einer Zeckenzange (Apotheke) am Kopf fassen und langsam aus der Haut ziehen. Quetschen Sie die Zecke nicht und beträufeln Sie sie nicht mit Öl oder ähnlichem! Sonst kann es geschehen, dass sie vermehrt ihren erregerhaltigen Speichel abgibt.

Anschließend sollten Sie eine desinfizierende Salbe auf die Stichstelle auftragen.

Der eventuell in der Haut verbleibende Kopfteil der Zecke ist nicht infektiös und fällt nach wenigen Tagen von allein ab.

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