Azoospermie: Spezialisten und Informationen

03.08.2023
Dr. med.  Christof  Börgermann
Medizinischer Fachautor

Der Begriff Azoospermie bezeichnet das vollständige Fehlen von Samenzellen in der Samenflüssigkeit. Azoospermie ist eine mögliche Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit. Aber es gibt Chancen auf eine erfolgreiche Therapie.

Im Folgenden finden Sie weitere Informationen sowie ausgewählte Azoospermie-Spezialisten.

ICD-Codes für diese Krankheit: N46

Empfohlene Azoospermie-Spezialisten

Artikelübersicht

Hintergrund zur Azoospermie

Der Begriff Infertilität (Zeugungsunfähigkeit) bezeichnet eine Störung der Zeugungsfähigkeit, mit der Unfähigkeit, eine Schwangerschaft zu erreichen. In den Industrienationen beträgt die Quote der Infertilität bis zu 15 Prozent.

In Deutschland ist heute fast jede sechste Ehe ungewollt kinderlos. Die Ursachen für die ungewollte Kinderlosigkeit sind vielfältig. Sie liegen zu je etwa 30 Prozent bei der Frau alleine, beim Mann alleine oder bei beiden Partnern.

Offensichtlich handelt es sich bei der Infertilität um ein Tabu-Thema: Nur 4 bis 17 Prozent der betroffenen Paare suchen ärztlichen Rat, obwohl der Leidensdruck für die Betroffenen immens ist.

Azoospermie und männliche Fertilitätsstörung

Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert die männliche Fertilitätsstörung als Ausbleiben einer Schwangerschaft trotz regelmäßigem ungeschützten Geschlechtsverkehrs über einen Zeitraum von einem Jahr bei organisch offensichtlich gesunder Partnerin.

Eine mögliche Ursache für die Kinderlosigkeit, die beim Mann liegt, ist die Azoospermie. Darunter versteht man das vollständige Fehlen von Samenzellen in der Samenflüssigkeit. Das bedeutet, dass trotz eines Samenergusses keine Samenzelle zur Eizelle der Frau gelangen kann und so eine Schwangerschaft ausbleibt.

Welche Ursachen sind für eine Azoospermie denkbar?

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Ursachen der Azoospermie:

  • Störungen in der Entstehung der Samenzellen und
  • der Verschluss (Obstruktion) der Samenwege.

Die Samenzellen werden vom sogenannten Keimepithel des Hodens gebildet. Liegt an dieser Stelle eine Störung vor, werden keine oder unzureichende Samenzellen gebildet. Die Samenflüssigkeit, die aus Sekreten der Prostata und Samenbläschen besteht, beinhaltet also keine Samen.

Nachdem die Samenzellen im Keimepithel des Hodens gebildet wurden, gelangen sie in den Nebenhoden. Der Nebenhoden ist ein langer gewundener Schlauch, der die Samenzellen weiter in die Samenleiter transportiert. Die Samenleiter münden im Bereich der Prostata in der Harnröhre – diese Stelle heißt auch Samenhügel.

Bei einem Orgasmus werden hier die Samenflüssigkeit und die Samenzellen in die Harnröhre gepresst und dann aus dem Penis ausgestoßen.

Kommt es auf dieser Strecke zu einem Verschluss, können keine Samenzellen die Harnröhre erreichen. Das ist auch das Prinzip der Sterilisation beim Mann: Indem beide Samenleiter unterbunden werden, können keine Samenzellen mehr die Harnröhre erreichen.

Azoospermie: Verschluss der Samenwege
Bei der obstruktiven Azoospermie sind die Samenwege versperrt © sakurra | AdobeStock

Lässt sich die Azoospermie behandeln?

Die Behandlung der Azoospermie richtet sich nach der Ursache.

Liegt ein Verschluss der Samenwege vor, versucht der Arzt, die Durchgängigkeit wiederherzustellen. Bei Verschluss im Bereich des Samenhügels kann der Arzt die Samenwege durch Einschneiden des Samenhügels wieder eröffnen. Dieser Eingriff wird mit einem speziellen Instrument durch die Harnröhre ohne Hautschnitt durchgeführt.

Liegt der Verschluss im Bereich der Samenleiter kann der Arzt die beiden Enden des Samenleiters wieder vereinigen. Auch eine Sterilitäts-OP kann sich unter Umständen also rückgängig machen. Dazu bedient sich der Arzt eines Operationsmikroskops, unter dem er die feinen Kanäle mit sehr dünnem Nahtmaterial verbindet.

In erfahrener Hand lassen sich so Durchgängigkeitsraten von 90 Prozent erzielen. Sind die Samenwege erfolgreich wiederhergestellt, kann das Paar versuchen, auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen.

Reproduktionsmedizinische Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch

Nicht bei allen Männern lässt sich eine Azoospermie behandeln. Haben sie dennoch den Wunsch, ein eigenes Kind zu zeugen, ist eine reproduktionsmedizinische Behandlung im Rahmen der künstliche Befruchtung möglich.

Mittels ICSI (Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion) wird eine einzelne Samenzelle direkt in eine weibliche Eizelle injiziert. Dazu muss mindestens eine Ei- und eine Samenzelle des Paares gewonnen werden.

Bei der Frau kann nach hormoneller Stimulation eine Eizellentnahme durch Punktion der Eierstöcke erfolgen. Beim Mann kann der Versuch erfolgen, direkt aus dem Hodengewebe Proben zu entnehmen und aus diesen Samenzellen zu isolieren (Testikuläre Spermatozoenextraktion, TESE). Dazu ist eine kleine Operation notwendig.

Das ist unter Umständen auch bei Männern möglich, die an einer Störung der Samenzellproduktion leiden. In ca. 50 bis 60 Prozent der Fälle werden Samenzellen im Hodengewebe gefunden, die sich für eine künstliche Befruchtung nutzen lassen.

Wird eine Eizelle erfolgreich befruchtet, setzt der Arzt diese anschließend in die Gebärmutter der Frau ein.

Fazit zur Azoospermie

Der unerfüllte Kinderwunsch ist ein Tabu-Thema. Die Ursachen sind vielfältig und komplex. Am Beispiel der Azoospermie, also dem vollständigen Fehlen von Samenzellen, wird deutlich, dass die Chance für eine erfolgreiche Therapie besteht.

Scheuen Sie sich nicht – sprechen Sie mit Ihrem Arzt!

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